30. März 2017

Geschichte

Die Gründung und die Zeit der Monarchie (1908 bis 1918)

 

Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus der österreichischen Reichshälfte der Monarchie 1907 wurden die katholischen Parteien zur stärksten Fraktion gewählt, und in den Auseinandersetzungen des Jahres 1907 mit den schlagenden Korporationen hatten sich die katholischen Verbindungen an den österreichischen Hochschulen behauptet. Aufgrund dieser für die katholischen Studenten erfreulichen Ereignisse kam es in Österreich zu zahlreichen Verbindungsgründungen.

Die K.a.V. Norica beschloss am 4. Dezember 1908 die Gründung ihrer Tochterverbindung Franco-Bavaria. Als Farben unserer Verbindung wurden zwei Farben der Mutterverbindung, das Gold und das Blau, übernommen und als dritte Farbe kam das Grün hinzu. Als Kopfbedeckung wurde ein maigrüner Deckel im Schlappformat gewählt. Unser Wahlspruch lautet seit damals „Treu dem Volke, treu dem Glauben“. Im Sommersemester 1909 erfolgte die Publikation und die Aufnahme in den Cartellverband. Es gelang eine kleine Wohnung in der Schwarzspanierstraße als Verbindungsheim zu gewinnen.

Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges konnte von den Bundesbrüdern eine florierende Verbindung innerhalb des Wiener Cartellverbandes aufgebaut werden und am 13. November 1913 wurde Engelbert Dollfuß in unsere Verbindung aufgenommen.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges folgte ein großer Teil der Mitglieder dem Ruf zur Fahne des Doppeladlers. Den wenigen Studierenden, die in Wien verblieben waren, gelang es, den Verbindungsbetrieb aufrechtzuerhalten. Um mit den an der Front stehenden Mitgliedern der Franco-Bavaria in Kontakt zu bleiben, wurde ein Mitteilungsblatt unter dem Namen „Franco-Bayern-Briefe“ (FBB) ausgesendet. Bis heute erscheint unsere Verbindungszeitung unter diesem Namen. Von den 39 Kriegsteilnehmern unserer Verbindung kehrten vier nicht zurück.

Franco- Bavaria in der Ersten Republik und im Widerstand

 

In der Ersten Republik gewann Franco-Bavaria an Größe und an Ansehen. Am 29.Mai 1921 konnte der Plan zur Gründung der Tochterverbindung Pflug an der Hochschule für Bodenkultur verwirklicht werden. Auch die erste Franco-Bayern-Redoute 1922 war ein voller Erfolg.

Von der Machtübernahme Adolf Hitlers am 30. Jänner 1933 in Deutschland war auch der CV, dem damals deutsche und österreichische Verbindung angehörten, betroffen. Der Vorort Aenania-München hatte am 6.Mai eine Loyalitätserklärung an Adolf Hitler abgegeben und es wurde der Antrag auf Ausschluss unseres damaligen Philisterseniors Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß aus dem CV gestellt. Zum 25. Stiftungsfest unserer Franco Bavaria kamen Vertreter aller österreichischen CV-Verbindungen, um die Treue zum österreichischen Bundeskanzler unter Beweis zustellen.

Aufgrund dieser unüberbrückbaren Differenzen mit den deutschen CV-Verbindungen über deren positives Verhältnis zum Nationalsozialismus wurde am Peter- und Paultag 1933 die Gründung eines selbständigen österreichischen Cartellverbandes (ÖCV), der alle CV-Verbindungen Österreichs umfasste, beschlossen. Mit den gleichgeschalteten deutschen Verbindungen wurde der totale Bruch vollzogen.

Die Ermordung von Bundeskanzlers Dr. Engelbert Dollfuß im Rahmen des gescheiterten Naziputsches am 25.Juli 1934 traf Österreich und vor allem die Franco-Bayern schwer. Viele von ihnen blieben auch nach dem Tod von Engelbert Dollfuß in verantwortungsvollen Positionen für Österreich tätig.

Die Zeit von März 1938 bis zur Befreiung Österreichs waren Jahre der Bewährung, des Opfers und der Verfolgung für unsere Verbindung und ihrer Mitglieder. Die Franco-Bavaria wurde behördlich verboten und wir verloren unser Verbindungsheim. Bereits am 12. März wurde unsere Bude von Mitgliedern der SA gestürmt und vollkommen zerstört. Am nächsten Tag wagte sich ein Bundesbruder in die Räumlichkeiten und konnte unsere Fahne sowie das Verbindungskruzifix herausschmuggeln. Bis zur Befreiung Österreichs mauerte er sie in der Mostpresse des elterlichen Bauernhofes ein und rettete sie damit vor den Nazis. Bereits in den ersten Tagen der Terrorherrschaft wurden vier Mitglieder unserer Verbindung aufgrund ihrer Gesinnung oder ihres politischen Engagements verhaftet. Ihnen folgten weitere sechs Bundesbrüder. Die gleiche Zahl war aktiv in Widerstandsgruppen tätig. Die meisten anderen Franco-Bayern wurden zur Wehrmacht eingezogen. Als Opfer des Zweiten Weltkrieges beklagte unsere Korporation 31 Tote.

Franco- Bavaria in der Zweiten Republik (1945- 1997)

 

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gelang es, ein neues Verbindungsheim in der Bankgasse im ersten Bezirk zu schaffen. Noch heute befindet sich dort unsere Bude. Sofort begann man auch mit der Reaktivierung der Aktivitas. Unsere Tochterverbindung Pflug schloss sich durch einstimmigen Beschluss der Franco-Bavaria an. In der schweren Wiederaufbauphase unterstützte uns – wie die meisten anderen ÖCV-Verbindungen auch – der Schweizer Studentenverein (Sch.St.V.), namentlich die Verbindung Welfen Zürich. Das freundschaftliche Verhältnis zu dieser Verbindung existiert bis in die Gegenwart.

Durch die gute Arbeit der Verbindungsfunktionäre konnte ein steiler Aufstieg unserer Verbindung voranschreiten. Franco-Bavaria wurde im Studienjahr 1951/52 erstmals vorsitzende Verbindung des Wiener Cartellverbandes und 1962/63 sogar zum Vorortspräsidium des Österreichischen Cartellverbandes gewählt.

Die erste Franco-Bayern-Redoute nach dem Krieg fand 1952 statt und war wiederum ein voller Erfolg. 1967 konnte das Verbindungsheim vergrößert und neugestaltet werden. Um sich mit den Zielen und der Motivation der „68er“ auseinanderzusetzen, wurden Diskussionen mit politisch Andersdenkenden organisiert. Zu aktuellen Themen gibt es diese Veranstaltungen auch in der Gegenwart noch regelmäßig. 1978/79, 1995/96, 1998/99 und 2012/13 übernahm die Franco Bavaria wieder den Vorsitz des Wiener Cartellverbandes.